„Hast du schon gesehen, dass du das Aussehen deines Avatars ändern kannst?“ Das habe ich schon bei meinem ersten Besuch im Museum of Other Realities, aber ich verstehe erst jetzt, wie es funktioniert. Und so stehe ich vor einem Spiegel, links und rechts neben mir liegen verschiedene geometrische Figuren, die ich anprobieren und deren Größe und Farbe ich verändern kann. Dazu gibt es einige Hebel und zwei Farbspektren, eines für den Grundton, ein weiteres für das andersfarbige Highlight, das hier mein Gesicht ersetzt. Und so probiere ich mich durch die Figuren, von Trapezen über Rhomben hin zu Formen, für die ich in der Schule keinen passenden geometrischen Ausdruck gelernt habe. Zwischendurch bemerke ich, dass M. den Raum betreten haben muss, vielleicht schon vor einer ganzen Weile.
„Guck mal, wie ich aussehe“, sage ich.
„Ja“, antwortet M., „Ich seh schon.“
„Ich weiß nicht, das passt irgendwie nicht“, länglich und kirschrot mit einem tropfenförmigen Kopf drehe ich mich vor dem Spiegel. „Ich versuch nochmal was anderes, das passt doch gar nicht zu mir.“
„Ich lass dich mal“, sagt M. und geht.
Ich betätige die Hebel noch einige Male und lange schließlich in einer Form, die mir zusagt: Drei gestapelte Donuts, der in der Mitte ein bisschen dicker als die übrigen, darauf ein runder Kopf. Mein neuer Körper bekommt eine schlumpfenblaue Oberfläche und ein zitronengelbes Gesicht.
Die Gruppe, mit der ich am Eingang verabredet bin, ist noch nicht da, also übe ich noch ein wenig meine neuen Fortbewegungsmöglichkeiten: Ich kann mich teleportieren, langsam und ein wenig schneller schweben. Ich soll auch meine Größe verändern können, was dazu dient, die Exponate im Museum aus einer anderen Perspektive betrachten zu können, aber ich habe noch nicht raus, wie das funktioniert. Immerhin weiß ich schon, was passiert, wenn ich mich verlaufen habe oder irgendwo hängen geblieben bin: Einfach den Teleporter auf die Decke richten und ich lande wieder im Eingangsbereich. Dort tauchen nun nach und nach die anderen aus der Gruppe auf: Ein blaues Trapez, eine konische Figur in Magenta und noch eine Stapelfigur, allerdings in Gelb. Ein orangefarbener Tropfen mit einem Würfel als Kopf winkt mir zu und lädt mich ein, mich der Gruppe anzuschließen.
„Hörst du uns?“, fragt der Tropfen.
Ich nicke und versuche, mit meinen blockförmigen Händen ein Daumen-Hoch-Zeichen zu machen. Die anderen scheinen mich zu verstehen.
„Dann geht es jetzt los!“, sagt der Tropfen und deutet auf ein hellgraues Rechteck an der Wand, das ein Tor zu sein scheint. „Wir gehen erstmal hier lang.“
Die anderen teleportieren sich durch das Tor, was bei mir nicht funktioniert. Der Teleporter zeigt mir ein rotes X, als ich auf das graue Rechteck zeige. Ich versuche also die Schwebefunktion. Als ich das Rechteck erreiche, wird alles um mich herum erst dunkel, dann bunt. Dann stürze ich ins Nichts.