Wichtige Schachteln, für immer verloren

Schon wieder ein Albtraum: Sie müssen mich noch einmal operieren, weil irgendwas nach meiner Bauchspiegelung im Sommer schief zusammengewachsen ist. Ich werde also in ein Krankenzimmer gelegt und bekomme mehrere Schachteln mit Medikamenten und OP-Kleidung, auf die ich gut aufpassen soll. Es klappt nicht. Während ich mich mit meiner Zimmergenossin unterhalte und aus dem Fenster unseres Zimmers schaue, verschwinden die Schachteln, weil mein Gepäck jetzt schon überall verteilt ist. Ein Pfleger kommt und will mich abholen, aber während ich noch nach den Schachteln suche, beschließt er, schon einmal vorzugehen. Ich irre über den Gang und suche ihn, natürlich ohne die wichtigen Schachteln, und ohne zu wissen, wann genau meine OP ist (irgendwann nach 18 Uhr) und auf welche Station ich dafür muss. Vielleicht muss ich sogar in eines der anderen Gebäude auf dem Krankenhausgelände, das sich als eine neue Stadt entpuppt, als ich aus dem Haupteingang trete. Ich verliere mich in ihren Straßen und weiß ganz sicher, dass ich den OP-Termin nicht einhalten können werde, ich habe zwar keine Uhr, aber die Sonne steht so tief über den Häusern, dass ich unmöglich rechtzeitig zurückfinden werde. Für immer schief zusammengewachsen von innen und, wenn man sich meinen Bauchnabel anschaut, auch von außen, ich werde mich damit abfinden müssen.

Schule

Latentes Unbehagen bis in die Mittagsstunden nach einem recht intensiven Traum: Mein kompletter Abijahrgang muss die Dreizehnte noch einmal machen. Am ersten Schultag nach den Sommerferien sitzen wir auf den speckigen, vollgekritzelten Bänken und wissen nicht so recht, wieso wir hier sind, aber niemand hinterfragt es. Der Vertretungsplan gibt keinerlei Hinweis auf Freistunden, und die Aussicht auf noch ein weiteres Jahr an Freiheitsberaubung grenzende Langeweile bringt mich jetzt schon an den Rand der Verzweiflung. Ich will einfach in Ruhe meinen Gedanken nachhängen, ohne schlechte mündliche Noten dafür zu bekommen. Irgendwer oder irgendwas im Treppenhaus hält mich auf, sodass ich die erste Stunde, in der wir unsere Stundenpläne und alle wichtigen Informationen für das Schuljahr bekommen, gnadenlos verpasse. Ganz kurz jedoch bevor ich dem Lehrpersonal gestehen muss, dass ich schon nach 45 Minuten an diesem Schuljahr gescheitert bin, fällt mir ein: Ich habe doch schon seit 12 Jahren Abi! Das Albtraumszenario ist besiegt, ich schaffe es, mich nicht mehr zu gruseln, ohne, dass ich extra dafür aufwachen muss. Vielleicht habe ich es sogar geschafft, die wiederkehrenden Albträume von meiner Schulzeit zu besiegen, wenn es das Wissen, dass diese Zeit vorbei ist, endlich einmal ganz offiziell in die Traumdiegese geschafft hat? Die Schwere, die so ein durchschnittlicher Schultag, an dem man permanent für Verhältnisse abgestraft wird, für die man nichts kann, hinterlässt, verschwindet trotzdem erst am Nachmittag.