MAN MUSS STILLE AUCH MAL AUSHALTEN KÖNNEN

1.
Erster Kinobesuch des Jahres. Ich verstehe nicht so recht, worum es bei The Banshees of Inisherin gehen soll, aber vielleicht muss ich das auch gar nicht. Bei irischer Satzmelodie und Tristesse und Colin Farrells verzweifelten Augenbrauen bin ich an Bord, so oder so. Im Film gibt es außerdem einen schwarzen Zwergesel, der seinem Besitzer ständig ins Haus folgt und dort um Aufmerksamkeit und Snacks bettelt. Er erinnert mich an meinen Hund, nur dass er keine Socken stiehlt.

2.
Immer wieder bin ich überrascht, wie leichtfüßig mein Alltag bei Witcher 3 geworden ist. Sogar kleinere drachenartige Monster, über die ich mir in der Vergangenheit oft die Haare gerauft habe (These: Flugfähige Monster sind immer doppelt so schwer zu killen wie flugunfähige), bringe ich mittlerweile im Vorbeigehen zur Strecke. Nur ein Monster entwischt mir, ein Hound of the Wild Hunt, weil ich nebenbei ein paar Fässer auf wertvolle Gegenstände untersuche. QUEST FAILED, und das nur, weil ich das (in diesem Fall völlig unergiebige) Looten nicht sein lassen kann. 

3.
DIE NERVEN in Hamburg. Das Uebel & Gefährlich ist randvoll, sogar Bela B. ist da. Die meisten Leute im Publikum sind entweder zehn Jahre jünger oder fünfzehn Jahre älter als ich. Die älteren tragen Brillen mit dunklen Kunststoffgestellen und NIN- oder Converge-Shirts und schreiben ganz sicher Plattenkritiken. DIE NERVEN selbst scheinen von etwas besessen, das ihnen die katholische Kirche austreiben wollen würde. Mehr kann ich dazu nicht schreiben; die allseits bekannten Rockismen sind der Sache nicht angemessen und „eine der besten Live-Bands (oder vielleicht die beste) unserer Zeit“ wurde schon oft genug gesagt (u.a. weil es stimmt). Sie gehen äußerst flexibel mit der Länge ihres Materials um und halten eine bestimmte Viertel- oder Achtelpause über Minuten. Das Publikum wird ungeduldig. SPIELT ENDLICH WEITER, ruft jemand. Ich fürchte einen Britney-in-Vegas-Moment, ich will nicht, dass das Konzert jetzt schon endet. MAN MUSS STILLE AUCH MAL AUSHALTEN KÖNNEN, ruft jemand von hinten, ganz sicher einer der älteren Gäste, vielleicht mit Joy Division-Shirt. Ich glaube zu erkennen, wie Max Rieger nur ganz knapp nicht aus der Rolle fällt, dann spielen sie weiter, endlich. 

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