UPDATE, später am Tag:

Vor dem Laptopladen in den seltsamen Pavillons am Europaplatz wartet schon der nächste Albtraum. Eine Menschentraube, immerhin mit gebührendem Abstand, alle ungeduldig mit den Hufen scharrend. Ich denke an den Termin, den ich für die Abgabe meines Laptops buchen musste. 10:30 Uhr, veranschlagte Dauer 10 Minuten. Ist schon wieder ein neues iPhone draußen oder was machen diese Leute hier? Sind die alle vor oder nach mir dran? Eine Frau mit Kind spricht mich an, Gottseidank aus sicherer Entfernung, ob ich auch für den Test anstehen würde. Achso. Als ich mich umschaue, sehe ich, wie ein junger Mann vor einem anderen Eingang in den seltsamen Pavillon einer älteren Dame ein Teststäbchen in die Nase schiebt. Mir wird ein bisschen schlecht. „Nee, ich hab gleich einen Termin in diesem Computerladen hier“, erzähle ich in der peinlichen Ausführlichkeit, die mir ein Jahr sparsame Menschenkontakte eingebrockt hat. Damit ich bloß nicht in den Verdacht gerate, beim Coronatest vordrängeln zu wollen, stelle ich mich lieber direkt vor die Glastür des Computerladens, an der ich abgeholt werden soll, und werde direkt von einem Endfünfziger in einer araltankstellenblauen Funktionsjacke gescholten. „Ey! Ich will da auch noch rein!“ Vermutlich ist er vor mir dran. 10:20 Uhr, veranschlagte Dauer 10 Minuten. Ich umschiffe ihn großräumig, während er auf meinen Stehplatz an der Tür zusteuert. Während er von einer Mitarbeiterin abgeholt wird, ruft der junge Mann von der Teststation die Namen der Leute auf, die sich für einen Test angemeldet haben. Als auf einen Frauennamen niemand reagiert, schaut er mich prüfend an. Ich versuche mich an einer Mischung aus Schockstarre und Unsichtbarkeit. Als er seine Liste durchgegangen ist, fragt er ein älteres Ehepaar, ob sie ein Smartphone dabei hätten, vermutlich für die Registrierung der Testergebnisse. Das Ehepaar schüttelt brüskiert den Kopf. „Gar keins?“, fragt der junge Mann von der Teststation. „Auch nicht zuhause?“ Erneutes verneinen. „Das wird hier heute sehr lange dauern“, warnt er und verschwindet mit seinem Klemmbrett im Pavillon. Als der Mann mit der blauen Jacke mit einem überdimensionalen Mac unter dem Arm aus dem Computerladen kommt, nickt er mir eisig zu. Ich werde an der Tür abgeholt, überreiche meinen zugeklappten Laptop, mache ein paar Kreuzchen und Unterschriften, versichere, dass meine Daten gesichert sind und sie notfalls alles löschen dürfen. „Das dauert 1-8 Tage, aber wahrscheinlich werden wir diese Woche fertig“, prognostiziert der Mitarbeiter, der maximal halb so alt aussieht wie ich. Draußen umschiffe ich die Menschentraube vor dem Testzentrum großräumig. Vielleicht mache ich in 1-8 Tagen direkt einen Termin zum Coronatest, wenn ich dann eh schon vor Ort bin.

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