Latentes Unbehagen bis in die Mittagsstunden nach einem recht intensiven Traum: Mein kompletter Abijahrgang muss die Dreizehnte noch einmal machen. Am ersten Schultag nach den Sommerferien sitzen wir auf den speckigen, vollgekritzelten Bänken und wissen nicht so recht, wieso wir hier sind, aber niemand hinterfragt es. Der Vertretungsplan gibt keinerlei Hinweis auf Freistunden, und die Aussicht auf noch ein weiteres Jahr an Freiheitsberaubung grenzende Langeweile bringt mich jetzt schon an den Rand der Verzweiflung. Ich will einfach in Ruhe meinen Gedanken nachhängen, ohne schlechte mündliche Noten dafür zu bekommen. Irgendwer oder irgendwas im Treppenhaus hält mich auf, sodass ich die erste Stunde, in der wir unsere Stundenpläne und alle wichtigen Informationen für das Schuljahr bekommen, gnadenlos verpasse. Ganz kurz jedoch bevor ich dem Lehrpersonal gestehen muss, dass ich schon nach 45 Minuten an diesem Schuljahr gescheitert bin, fällt mir ein: Ich habe doch schon seit 12 Jahren Abi! Das Albtraumszenario ist besiegt, ich schaffe es, mich nicht mehr zu gruseln, ohne, dass ich extra dafür aufwachen muss. Vielleicht habe ich es sogar geschafft, die wiederkehrenden Albträume von meiner Schulzeit zu besiegen, wenn es das Wissen, dass diese Zeit vorbei ist, endlich einmal ganz offiziell in die Traumdiegese geschafft hat? Die Schwere, die so ein durchschnittlicher Schultag, an dem man permanent für Verhältnisse abgestraft wird, für die man nichts kann, hinterlässt, verschwindet trotzdem erst am Nachmittag.