RIESEN FAIL

Am 22. April habe ich hier von meinem „Leben als Aussteigerin“ berichtet und von dem Schuldenberg, den ich bei einem digitalen Waschbären namens Tom Nook angehäuft habe:

Bei einem anderen Waschbären stehe ich knietief im Dispo und zwar für den Flug zur Insel, das Zelt und das Grundstück, auf dem dieses Zelt steht plus Gebühren, 48.000 Geldeinheiten, ich weiß nicht, ob er mich abgezockt hat, aber ich habe zugestimmt, dass ich ihn auch mit Bonuspunkten aus einem obskuren Bonuspunktesystem ausbezahlen kann. Wann das passieren wird: vermutlich nie (das Nashorn und der Bär, die auch auf meiner Insel wohnen, haben längst auf Holzhütten umgesattelt).

Mein dezenter Sozialneid auf meine Inselnachbar*innen klang ja da schon durch die Klammern, aber ich lief trotzdem noch drei weitere Wochen mit einer improvisierten Angel und einem Kescher aus Stöckern über meine Insel, grub Fossilien aus, pflückte kiloweise Äpfel und verkaufte sie, pflanzte ein ganzes Meer aus Blumen und so viele Bäume, dass ich nur noch Slalom laufen konnte, baute tausend kaputte Werkzeuge neu und schlief natürlich weiterhin im Zelt, um eines Tages meine Schulden bei dem bonzigen Waschbären abbezahlen zu können. Erst als eine Freundin vor zwei Tagen (!) auch ins Inselbusiness einstieg und mir HEUTE erzählte, sie habe nun ihren ersten Kredit abbezahlt und direkt einen neuen FÜR EIN HAUS aufgenommen, erhärtete sich mein Verdacht, dass irgendwas in meiner insulären Finanzplanung falsch gelaufen sein musste. Oder gab es bei Animal Crossing tatsächlich die Funktion „Soziale Ungleichheit wie im echten Leben“ und ich hatte sie nur nicht ausgestellt?

Nein, es stellte sich heraus: Ich hatte bei Tom Nook Schulden in Höhe von 48.000 sogenannten „Sternis“ oder 5.000 Nook-Meilen, weil ich mich ja für dieses obskure Bonuspunktesystem angemeldet hatte (ich glaube, das geht gar nicht anders). Irgendwie hatte ich wohl überlesen, dass es einen Wechselkurs gibt, und im Schweiße meines digitalen Angesichts auf 48.000 Nook-Meilen hingearbeitet (das entspricht ungefähr vier Wochen harter Inselarbeit, von der man sich nachts im Zelt jawohl kaum erholen kann). Zwischendurch staunte ich über die Animal Crossing-Prunkbauten in meiner Twitter-Timeline und fragte mich, wie viele Stunden diese Menschen wohl in dieses Spiel investiert haben mussten, aber ich habe auch das nie hinterfragt. Warum denn auch? Es war ja Lockdown, und die Leute hatten vermutlich einfach Zeit.

Anyway: Meine Schulden bei diesem dreckigen Abzocker-Waschbären sind nun bezahlt und morgen habe ich ein Haus auf meiner Insel. Bleiben nur noch die Scham über meine extreme Nintendo-Inkompetenz (anders kann man es wohl nicht nennen) und außerdem die Frage: Wieso hat mich niemand aufgeklärt?!

3 Gedanken zu “RIESEN FAIL

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