[Mittwoch, 1.4.2020]
Das Schlimmste an der Krise ist eigentlich, dass es völlig egal ist, in welcher Stadt man lebt, weil es einfach keine Städte mehr gibt. Ich weiß natürlich nicht, ob es auf dem Dorf anders ist, und rein technisch stehen die Städte ja auch noch, und eigentlich ist Kiel sowieso ein Dorf und mein Viertel erst recht. M. macht sich normalerweise immer darüber lustig, dass ich ÜBERALL bekannte Menschen treffe, und ständig smalltalken muss, obwohl ich Smalltalk hasse, weil ich behaupte, so schlecht darin zu sein, dabei hasse ich es gar nicht so sehr, und so schlecht bin ich vielleicht auch gar nicht darin. Aber ich kann das jetzt nicht mehr sicher sagen, weil ich mich an meinen letzten Smalltalk schon gar nicht mehr erinnern kann. Es gibt nur noch digitalen Corona-Talk und das, wo ich durch laufe, wenn ich zur Arbeit, zum Einkaufen oder zum Spazieren gehe, das ist keine Stadt mehr, das sind nur noch Häuserblocks und leere Straßen und vielleicht ein altes Ehepaar, das mit Gesichtsschutzmaske in der Mercedes A-Klasse sitzt und fast die einzige Person auf der Straße über den Haufen fährt und manchmal läuft irgendwo ein Hund lang.
(Marginalien: Bei DM sind die Haarspülungen fast ausverkauft und die Innenstadt mit diesem für einen neuen Kanal vorgesehenen Riesenloch würde noch mehr nach Krisengebiet aussehen, wenn nicht die neuen Blumenbeete hinter dem Bauzaun wären.)
Nun gibt es aber wenigstens mehr Platz und Zeit, um die ganzen Baustellen fertig zu stellen bzw. neue anzugehen. Straßensanierungen und so. Also wird der Stresspegel für die Menschen in ihren Gehegen höher, weil jemand ganz viel Lärm macht und gefühlt an die Glasscheibe klopft und „Guck doch mal her!“, schreit.
Ich bin froh, wenn ich kein Smalltalk machen muss, da es nur um Corona geht. Mein Schutzschild ist – wie du weißt – die Wolle. Sie beschäftigt, entspannt und therapiert mich nach der Arbeit sehr. 🙂
Meine herzallerliebsten Grüße
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