Einer meiner schlechteren Entscheidungen: SHINING ein ganzes Leben lang gar nicht und dann nachts um 22:30 in der 25 Minuten längeren US-Fassung anschauen. Horrorfilme in Spätvorstellungen gucken ist eine Sache, die ich zwar nur selten, aber stets mit größtem Vergnügen mache – einerseits, weil ich Spannungsüberschuss und Kunstblutlachen nur dann ertrage, wenn sie möglichst weit weg von meinem normalen Alltagsgeschehen sind und andererseits: wann bin ich je so frei wie dann, wenn ich mich dazu entscheiden kann, mitten in der Nacht einen völlig grenzüberschreitenden Film anzuschauen? In der Vorstellung zu SHINING saß ich dann also in der Erwartung, mich kontemplativ zu gruseln und am nächsten morgen darüber zu freuen, trotz des Films extrem gut geschlafen zu haben. Leider haben die 25 Extraminuten den Subtext dieses angeblich sehr guten Filmklassikers komplett zerstört. ACH WIRKLICH, HIER WERDEN SCHLIMME SACHEN PASSIEREN?! ACH SO, JACK TORRANCE SCHREIBT DA GAR NICHT SEINEN GROSSEN SCHLÜSSELROMAN, SONDERN HASST EINFACH SEINE FRAU (UND WAHRSCHEINLICH AUCH ALLE ANDEREN FRAUEN)! WER HÄTTE DAS GEDACHT! Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich den Film in der subtileren Fassung überhaupt gemocht hätte. Gottseidank habe ich nur ein Guilty Pleasure für brutale Mafiatypen und nicht auch noch Sympathien für dauergekränkte, psychopathische Pseudokünstler. Es gab noch eine eher mittelmäßige Einführung vor dem Film, in der ich immerhin gelernt habe, dass die Wissenschaft bis heute rätselt, was das eigentlich alles bedeuten soll. Dazu möchte ich zusammenfassend sagen: Das will ich lieber gar nicht wissen.
Die einzige Szene, die ich wirklich zutiefst gruselig fand, ist die, in der Wendy herausfindet, dass Jack in der ganzen Zeit, in die er am Schreibtisch verbracht hat (oder damit, ihr vorzuwerfen, ihn bei seinem Geniestreich zu stören), immer nur diesen einen Satz geschrieben hat. Also, dass Jack verrückt ist, ist ja ziemlich offensichtlich und hat damit nur wenig Schreckenspotenzial. Die Vorstellung hingegen, eine geliebte Person liest, was ich so schreibe und stellt fest: Es ist wirklich immer nur dasselbe und dann nicht einmal besonders gut – wie soll ich das jemals wieder vergessen?