Sprengstoff (neu und gebraucht)

Dienstag früh fahre ich mit dem Fahrrad durch ein Meer aus Scherben. Die Fensterscheiben der Commerzbank um die Ecke sind über Nacht komplett entglast worden. Eine ernst gemeinte Frage umtreibt mich: Was klaue ich aus einer Bank, in der niemand ist, der mir den Tresor aufschließt? Alle leeren Überweisungsträger oder gleich den ganzen Tresor? Später lerne ich: Die mutmaßlichen Bankräuber*innen haben den Geldautomaten gesprengt. Ich bin einfach zu naiv für diese Welt.

Mittwoch: Bombententschärfung am Ostufer. Auch am Westufer liegen ein paar Straßen in der evakuierten Zone. Leider betrifft das ganz knapp nicht die Straße, in der meine Arbeitsstelle sitzt. Kann ich irgendwem Nachlässigkeiten bei der Einschätzung der Gefahrenlage vorwerfen? Vermutlich nicht. Stattdessen muss ich ganz normal meiner Lohnarbeit nachgehen. Ein Jammer.

Die aktuelle Schreibproduktion: Am Wochenende habe ich an zwei Tagen vier Seiten geschrieben von einem Stoff, der schon lange in meinem Kopf herumgespukt ist. Eine Seite lag schon seit ein paar Monaten herum. Zwei Erzählsituationen haben nicht gut funktioniert; der Schreibfluss stellt sich erst bei der guten alten Ich-Erzählerin ein. Radikale Innensicht, alles andere kann ich nicht glaubhaft vermitteln. Manchmal macht mir das Sorgen. Für den letzten Absatz brauche ich knapp drei Stunden, dann schicke ich den Text an eine Zeitschrift, die heute Deadline hat. Erst später fällt mir ein: Rechtschreibprüfung vergessen. Peinlich berührt liege ich stundenlang wach, jedenfalls kommt es mir so vor. Heute morgen habe ich das alles schon fast wieder vergessen.

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