Es ist kurz nach 20 Uhr, als mir ein müde aussehender Hermes-Mitarbeiter ein Paket übergibt. Am Frühstückstisch noch über den Kapitalismus gemeckert und nur zwölf Stunden später die Vorteile prekärer Arbeitsbedingungen (anderer Menschen) genossen. Das schlechte Gewissen lässt sich nicht von der Hand weisen. Wenigstens sind die Winterstiefel gebraucht. Jetzt bräuchte es nur noch einen richtigen Winter, damit der arme Hermes-Bote nicht völlig umsonst um diese Zeit noch gearbeitet hat.
Der dritte Tag im Jahr ansonsten: Erst zu wenig geschlafen und dann ein Umzug (nicht meiner) bei Regen. Freund*innen von mir wohnen jetzt in einer guten Gegend in der Stadt. Es ist eine Gegend, in der viel Latte Macchiato fließt und in der Damen mit exzentrischen Hüten und drei beinahe identischen Hunden spazieren gehen. Ich habe diese Gegend immer ein wenig abschätzig betrachtet, obwohl es dort sehr schön ist – der beste Park in der Stadt, ein Stadtwald und das Wasser sind in Laufweite. Manchmal war ich dort zum skeptischen Flanieren. Heute ist folgende Aussage richtig: Ich habe nichts gegen dieses Viertel. Ich habe sogar Freund*innen dort! Der Umgezogene beklebt die Unterseiten seiner Möbel ironisch mit Filzgleitern. Bis heute wusste ich nicht, dass diese Aufklebedinger für Möbel so heißen.